11.08. – 15.09.2012
Wir haben uns endgültig von Savu Savu losgesagt und segeln in Tagesettappen „gen Westen“.
Eines unserer Wunschziele ist die kleine Insel Yadua. Nach der Westspitze von Vanua Levu gelegen, bietet sie uns einen guten Ankerplatz, ehe wir zur größten Fidschi-Insel Viti Levu weitersegeln wollen.
Der Wetter und Windgott meint es gut mit uns und so nähern wir uns drei Tage später ganz vorsichtig der nicht markierten und in den Karten nicht eingezeichneten Riffeinfahrt der Navi Laca Bay im Osten von Yadua. Bei kaum Wind finden wir die Passage und ankern hinter einem Riff mit freier Sicht auf den Pazifik.
Heute ist Sonntag, die Sonne scheint und lässt das Wasser in der Lagune türkisblau schimmern, und wir beschließen unseren Anstandsbesuch beim Chef des nahen Dorfes erst morgen zu absolvieren.
Da in Fidschi das meiste Land Privatbesitz ist, gebietet es die Tradition, dass jeder Fremde, ehe er das Land betritt, im nächsten Dorf sein „Sevusevu“ macht.
Dabei kommt man mit einem Bündel getrocknete Kavawurzeln zum Chef des Dorfes und bittet um seine Erlaubnis sich hier aufhalten zu dürfen.
Das Wurzelbündel wird vor dem Chef abgelegt und wenn er es aufnimmt, zeigt er damit sein Einverständnis. Dabei murmelt er einige unverständliche Sätze, klatscht einige Male in die Hände und heißt die Besucher in seinem Dorf willkommen. Jetzt ist die Aufnahme in die Dorfgemeinschaft vollzogen und fotografieren, schnorcheln, spazieren gehen und manchmal auch fischen ist erlaubt. In einigen Orten wird bei dieser Zeremonie auch noch Kava getrunken. Wir haben dieses Gemisch aus gemahlenen Wurzeln und Wasser einmal versucht und mochten beide weder den erdigen Geschmack noch das pelzige Gefühl, welches sich dabei auf der Zunge ausbreitet.
Wir wollen also die Sonntagsruhe des Dorfes nicht stören, drehen eine kleine Schnorchelrunde und fahren danach mit dem Dinghi zu der Miniinsel unmittelbar vor uns. Noch ehe wir die kleine Anhöhe darauf bestiegen haben, sehen wir ein kleines Motorboot auf unsere Cul8r zufahren. Ein wenig plagt uns das schlechte Gewissen – hätten wir doch noch heute ins Dorf fahren sollen?
So brechen wir unsere kleine Inselerkundung ab und werden am Strand freundlich von Peter – einem Ranger der Nationalparkbehörde – und seine kleine Tochter Luci begrüßt. Peter will unsere Papiere kontrollieren und so geht es gemeinsam wieder zurück auf die Cul8r. Alles in Ordnung und mit dem Hinweis unter keinem Umständen Yadua Iti anzulaufen – dort leben seltene und geschützte Echsen – verabschieden sich die beiden wieder. Vorher allerdings nimmt er uns noch das Versprechen ab, morgen um 9 Uhr unser Sevusevu beim Chef zu machen. Keine zu kurzen Hosen, keine Kopfbedeckung im Dorf und eine Erklärung des Weges zum Dorf sind die abschließenden Hinweise, ehe die Beiden wieder fahren.
Gut vorbereitet mit Geschenken und Kavawurzeln machen wir und dann am nächsten Morgen auf dem Weg zum versprochenen Besuch. Den beschriebenen Weg finden wir nicht und so wandern wir zwischen Tarofeldern, Palmen und Büschen über die kleine Anhöhe zum Dorf. Hier leben ca. 200 Menschen teilweise in gemauerten Häusern, Wellblechhütten und traditionellen Bures (Strohhütten)
Wir werden mit freundlichem „Bula“ von allen Seiten begrüßt und zum Chef geführt. Er und seine Frau erwarten uns und nehmen – mit der dazu gehörigen kleinen Zeremonie – unser Kavabündel in Empfang. Noch einmal Händeklatschen und somit sind wir aufgenommen. Zu unserer großen Freude werden uns statt Kava, Tee und Teigtaschen angeboten. Möglicherweise auch unter Berücksichtigung der frühe Tageszeit.
Höflich plaudern wir noch ein wenig mit dem Dorfoberhaupt, der gänzlich entspannt im Schneidersitz auf einer Matte sitzt. Wir hingegen wirken in dieser Sitzhaltung wohl etwas verkrampft.
Ehe wir uns verabschieden, kommen noch drei Frauen aus dem Dorf mit neuen, großen, handgeflochtenen Matten und übergeben sie dem Chef. Wieder unverständliches Gemurmel und Händeklatschen und auch die Neuankömmlinge werden mit Tee und Gebäck bewirtet.
Die Matten werden die Frauen und der Chef anschließend zu einem Begräbnis auf die Hauptinsel mitnehmen. Dann sind wir entlassen und begeben uns auf Entdeckungstour durch das kleine Dorf.
Neben der Familie haben die Kinder und deren Bildung einen hohen Stellenwert und so sind wir nicht überrascht vier Schulklassen, jeweils in einem kleinen Haus untergebracht vorzufinden.
Die Kinder beäugen uns ebenso neugierig wie wir sie und unsere mitgebrachten Geschenke, Hefte und Stifte für die Großen und Lollies für die Kleinen werden freudig angenommen. Die Vorschüler bringen uns noch ein Ständchen und damit beenden wir den Dorfbesuch und spazieren wieder zurück zu unserem Dinghi. Diesmal auf dem richtigen Weg.
Noch am gleichen Tag verlegen wir uns auf die Westseite von Yadua in die Cukuvou Bay. Während Edi dort den Bewuchs unseres Unterwasserschiffes auf die Pelle rückt, vertreibe ich mir die Zeit mit Brot- und Kuchenbacken.
Nach getaner Arbeit vergeht der Tag schnell mit schnorcheln, lesen und plaudern. Auf der Terrasse sitzend, genießen wir das wunderschöne Farbenspiel zwischen azurblauen Himmel, türkisfarbenen Wasser und grünen Inseln mit weißen Sandstränden, das sich wie ein Gemälde um uns legt.
Langsam rückt meine Abreise nach Wien näher und wir segeln in einer langen Tagesetappe 62 sm auf die Hauptinsel Viti Levu. Nach einer Einkaufstour in Lautoka, bleibt uns noch ein ruhiger Tag in der Saveni Bay ehe wir weiter müssen zur Marina Denerau. Leider bekommen wir keinen Platz im Marinabecken und müssen, wie noch einige andere Segler auch, vor der Einfahrt liegen bleiben. Dieser schaukelige Platz lässt uns nicht vergessen, dass wir auf einem Boot leben.
Nachdem wir den letzten gemeinsamen Abend gemütlich in einem der Marinarestaurants ausklingen lassen, geht es für mich am nächsten Morgen zeitig los, während Edi auf unserer Cul8r bleibt.
Zwei der wichtigsten Projekte welches Edi als „Strohwitwer“ erledigen möchte sind: 1. der Austausch der beiden Wantenspanner wegen Haarrissen (siehe Die Feinde des Seglers) und 2. der Tausch der Watermaker-Membranen – die Qualität des produzierten Trinkwassers hat nicht mehr entsprochen.
Bruce, der einzige Rigger auf der Insel, nimmt sich des 1. Projektes an, bestellt die nötigen Teile – tauscht sie wieder aus – nachdem die erste Lieferung nicht passt – und montiert sie dann auch gleich. Was hier mit wenigen Worten erzählt ist, nimmt einige Tage und jede Menge Nerven meines Skippers in Anspruch.
Doch schlussendlich bestätigt Bruce, nach eingehender Untersuchung des Riggs, dass seiner Meinung nach jetzt alles in Ordnung ist. Dazu hat Edi den rund 130kg Mann in den Mast winschen dürfen.
Die Membranen des Watermakers scheinen vorerst recht einfach – die hat das ortsansässige Unternehmen auf Lager. Doch nachdem Edi den Watermaker ausgebaut hat, stellt sich heraus, dass die lagernden Teile schon fast ein Jahr lang dort ruhen.
Also bestellt er neue und muss knapp zwei Wochen warten bis diese den Weg von Amerika nach Fidschi finden. Was grundsätzlich ja auch kein Problem darstellt. Alleine die Tatsache, dass er den Watermaker nicht zwei Wochen „herumkugeln“ lassen kann, sondern für diesen Zeitraum wieder montieren muss, senkt das Bordklima erheblich.
Der Platz an dem das gute Stück eingebaut ist – nämlich an der Oberseite eines unserer Motorräume – lässt diese Übung nämlich zur Strafarbeit ausarten.
Vor allem die Montage erweist sich als besonders gefinkelt. Einen ca. 15kg schweren Teil im Motorraum stehend, ober- und noch ein Stückchen weiter vor dem Motor zu montieren, wobei natürlich die Schrauben beim Befestigen gegen gehalten werden müssen, ist für einen kräftigen Schlangenmensch mit vier Armen bestimmt kein Problem. Edi ist zwar kräftig aber weder eine Schlange, noch mit vier Armen ausgestattet. Da ich ihn bei dieser Arbeit ohnehin nicht behilflich hätte sein können, bin ich gar nicht traurig die Ausdrücke, mit denen er diese Arbeit titulierte, verpasst zu haben.
Nachdem zwei Wochen später das Fachunternehmen – unter erheblichen Schwierigkeiten – die neuen Patronen eingesetzt hat, darf er diese Übung noch einmal wiederholen.
Zwischendurch erholt sich mein armer, verlassener Mann dann beim segeln, schnorcheln und Freunde treffen – bis ich wieder zu Hause eintreffe.